Ich bereue es, ein Kind bekommen zu haben

Mein Mann und ich sind seit 4 Jahren verheiratet. Er wollte immer schon Kinder, während der Wunsch bei mir weniger stark ausgeprägt war. Nachdem wir geheiratet hatten war uns dann aber beiden klar, wir gründen eine Familie. Ich kann nicht behaupten, dass er mich überredet hat, aber ich bin sicher wir wären weiterhin kinderlos, wenn es ihm nicht so ein wichtiges Anliegen gewesen wäre.

Vor knapp 3 Jahren habe ich dann entbunden. Ich hatte mich insbesondere in den letzten Monaten der Schwangerschaft richtig wohl gefühlt und mich gefreut, ganz bald eine kleine Familie zu gründen. Es war eine schwierige Geburt. Ich hatte viel Blut verloren aber zum Glück blieb mir der Kaiserschnitt erspart. Als ich meinen Sohn im Kreissaal in den Armen gehalten hatte war das ein sehr komisches Gefühl. Weder negativ, noch positiv. Es fühlte sich taub an. Es war unerwartet. Die Emotionen blieben aus.

Leider muss ich bis heute sagen, dass ich seit der Geburt ein sehr ambivalentes Verhältnis zu meinem Sohn habe. Ich liebe ihn, als Sohn, aber ich habe sehr wenig emotionale Bindung zu ihm. Wenn ich ehrlich bin, hat sich mein Leben seit seiner Geburt zum Schlechten gewandelt. Ich fühle mich schuldig, bin nicht glücklich. Das ganze Leben dreht sich um das Kind. Ich will es schützen, mache es aber in erster Linie aus verantwortungsbewustsein.

Auch die Beziehung zu meinem Mann leidet derzeit. Ich sage mir, ich hätte meinem Mann klar sagen sollen, dass er von mir keine Kinder bekommt. Ich habe das Gefühl, er nimmt es mir übel, dass ich mich nicht in meinem Mutterbild wiederfinde. So gesagt habe ich ihm das auch noch nicht, aber er kriegt das natürlich mit. Wir haben außerdem kaum noch Sex und wenn dann kommt es nicht selten vor, dass ich ihm was vorspiele, nur um es schnell hinter mich zu bekommen.

Das Ganze ist in dieser Gesellschaft natürlich ein riesen Tabu Thema. Mütter die sich öffentlich äußern und es bereuen Eltern geworden zu werden... kaum vorstellbar. Ich habe mich vor ein paar Monaten meiner besten Freundin anvertraut. Sie zeigt einerseits nach aussen Verständnis, gleichzeitig merke ich ihr an, dass Sie mein Gefühlsleben in keiner Weise nachvollziehen kann. Sie will mich nicht vor den Kopf stoßen.


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