Es war Dienstag. Es war nach Mitternacht, also musste ich ungefähr 30 Minuten warten und niemand war in der Nähe. Es regnete und ich habe in einem Späti auf meinen Zug gewartet. Die Umgebung war irgendwie umheimlich. Es war Oktober, es war ein bisschen kalt und es lagen viele Blätter auf dem Boden. Gruselig, obwohl es sich um eine S-Bahnstation am Ring handelt, die tagsüber nur so von Fahrgästen wimmelt.

Der Späti hatte 24 Stunden geöffnet, also schnappte ich mir eine Mate und wartete. 5 Minuten vor Ankunft des Zuges kam ein Typ rein um ein Bier zu kaufen. Ich bemerkte sofort, dass er gut aussah. Mein Zug würde aber gleich da sein, also ging ich aus dem Späti raus, hoch zum Bahnsteig und stieg in einen Wagon. Ich musste in zwei Stationen umsteigen, daher machte ich mir Sorgen, dass ich den nächsten Zug nicht schaffen würde, es war der letzter Zug. Aber ich schaffte es.

Dieser Zug sollte bis zur Endstation fahren und da musste ich auch umsteigen, da ich in der Nähe des Flughafens wohne. Drei Stationen vor Endstation war der Zug leer und ich begann mich über den heißen Typ in dem Späti zu wundern. Dann bin ich aufgewacht. Es war pechschwarz und ich war desorientiert. Sehr desorientiert: Ich hatte verschlafen und war in einer S-Bahn-Servicestation.

Ich habe versucht mein Handy anzumachen, aber der Akku war leer. Was für ein Glück aber auch! Dann fing ich an zu schreien: „Ich bin hier, ich bin hier“ und klopfe dann an die Fenster. Ich konnte nichts sehen, ich berührte einfach alles, um nicht zu fallen.

Aus dem Nichts wurde plötzlich ein Licht angemacht. Ich wusste nicht, woher es kam, aber ich bemerkte, dass es auf mich zukam. Es war ein Handy und jemand hielt es. Es war der Typ aus dem Späti! Ich hatte buchstäblich das Gefühl, ich würde mir in die Hose machen. Dann fragte er: „Hast du auch verschlafen?“.

Ich murmelte „Ja“. Er sagte mir, ich solle mich entspannen. Es war fast an der Zeit, dass die Transportdienste wieder ihren Dienst aufnahmen. Es war fast fünf Uhr morgens. Ich versuchte alles zu geben und soweit irgendwie möglich, nicht alarmiert oder besorgt zu wirken. „Ruhig Anne, ruhig Anne“ wiederholte ich mir mehrfach. Ich musste mich zusammenreißen. Das war fast surreal. Als ich den Typen fragte, wo er seine Reise angetreten hatte, nannte er mir dieselbe Station, an der ich auch meine Fahrt begonnen hatte.

Er hat nicht gesagt, dass er mich im Späti sah. Aber ich weiß, dass er mich gesehen hatte. Ich konnte nicht aufhören zu denken, dass er mir bis dorthin gefolgt war: ich war kurz davor zu weinen. „Ruhe Anne, ruhe Anne“. Dann spürte ich, wie sich der Wagen bewegte, und dann gingen die Lichter des Zuges an. Der Kerl las etwas in seinem Handy. Er schien ruhig zu sein. In der ersten Station warteten schon ein paar Leute auf der Plattform. Ich stürmte aus dem Zug und rannte los.


Lade Dir die kostenlose Geheimness-App für dein Smartphone und kommentiere den Beitrag!


Beitrag