Der Eindringling

Ich wohne mit meinem Mann in einem Haus in einem Vorstadtbezirk einer grossen Stadt. Bevor wir geheiratet hatten und zusammengezogen sind, hatte ich bei meinen Eltern gewohnt; ich habe also noch nie alleine gelebt. Mein Mann arbeitet viel und hart und wurde vor kurzem erst befördert: die neue Stelle bringt viele Vorteile mit sich, mehr Geld, mehr Urlaub, das übliche halt. Zu dem neuen Job gehören auch Aufträge im Ausland, das heißt mein Mann muss ein paar Mal im Jahr für einige Tage mit der Arbeit weg. Sein erster Auslandsaufenthalt sollte ein paar Wochen nach der Beförderung stattfinden, ich bereitete mich also drauf vor das Haus für vier Tage für mich allein zu haben.

Am Tag seiner Abreise wurde ich nervös, ich war noch nie über Nacht alleine zuhause gewesen und wusste also nichts mit mir anzufangen. Ich beschloss also, die neu gewonnene Freiheit so gut wie möglich zu nutzen, liess mir ein heißes Bad ein, suchte mir ein Buch zum Lesen aus und versuchte mich zu entspannen. Nach ein paar Stunden, es war schon längst dunkel draußen, hörte ich ein Geräusch. Es klang wie ein Rascheln auf dem Kies im Vorgarten… Schritte? Mein Herz fing an zu rasen und ich dachte an die unzähligen Filme und Geschichten von Räubern die nachts in Häuser einbrechen und ganze Familien ermorden.

Aber woher sollte denn jemand wissen, dass ich alleine Zuhause war? Ich machte den Fernseher aus und lauschte. Eine Zeit lang hörte ich gar nichts mehr, ich kam mir schon lächerlich vor. Doch dann hörte ich es wieder. Da war eindeutig etwas oder jemand in meinem Garten. Während ich am überlegen war, was ich tun sollte, hörte ich plötzlich einen Lauten Knall aus Richtung Haustür. Jemand versuchte reinzukommen! Erschrocken rannte ich in mein Schlafzimmer und schloss die Tür, versteckte mich hinter meinem Bett und griff nach meinem Handy. Da fiel mir ein, ich hatte mein Handy in der Küche auf dem Tisch liegen gelassen, zum aufladen.

Ab dem Punkt fing ich an zu weinen und wünschte mir mein Mann sei nie weggegangen. Ich hörte zwar nichts mehr aber blieb die ganze Nacht hinter dem Bett und versuchte die Tränen zu unterdrücken. Am nächsten Tag wartete ich, bis es vollkommen hell geworden war, bevor ich aufstand. Als ich mich endlich in den Garten traute um nachzuschauen, eine Überraschung: Eine total erschrockene Katze lag neben zwei kaputten Blumentöpfen und einem Haufen Erde. Ihr Schwanz war zwischen dem Boden und einer Hälfte des schweren Blumentops eingeklemmt, weshalb sie nicht weglaufen konnte, als sie mich sah.

Sie muss gestern Nacht in den Garten gekommen sein und versucht haben, den Fenstersims hochzuklettern und dabei die Blumentöpfe runtergeschmissen haben. Ich kam mir blöd vor, befreite das arme Ding und brachte es mit ins Haus. Sie war zum Glück nicht verletzt, lediglich verschreckt, und verschwand schnell wieder im Garten.


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