30 lange Jahre - mein Weg zur Nichtraucherin

Ja, so lang hat es tatsächlich gedauert, bis ich die letzte Zigarette ausdrückte und keine neue Ausrede erfand und auch nicht suchte. Angefangen hat es, als ich vierzehn war. Das typische Alter, um sich als erwachsen darzustellen. Und Rauchen gehörte Anfang der Achtziger absolut dazu. Je stärker die Sorte, desto besser und am liebsten selbst gedreht. Ich gebe zu, dass das Drehen mir mehr Vergnügen bereitete als das eigentliche Rauchen. Zu Hause durfte davon niemand etwas wissen, also beschränkte sich der tägliche Tabakkonsum auf wenige Zigaretten. Mit achtzehn zog ich in eine eigene Wohnung - und so steigerte ich mich auf umgerechnet eine Schachtel am Tag. Über dieses Limit bin ich jedoch nie hinausgekommen.

Mit zweiundzwanzig änderte sich dann alles. Ich war schwanger und entsagte dem Tabakrauch von einem Moment auf den anderen. Eine Kopf- und auch eine emotionale Entscheidung. Etwa sechs Monate nach der Geburt wuchs in mir erneut das Verlangen nach dem glimmenden Stängel. Aber warum? Das frage ich mich bis heute. Ich musste mir eingestehen, dass es nicht des Geschmackes wegen war. Also probierte ich neue Varianten aus: Filterzigaretten mit Menthol und Tabak mit Whiskey-Geschmack. Und warum musste ich überhaupt rauchen? Richtig, als Belohnung und als beruhigendes Ritual nach einem anstrengenden Tag. Schließlich hatte ich mich weiterentwickelt zur Gelegenheitsraucherin, die selbstverständlich nicht vom Nikotin abhängig war. Da ich nur draußen rauchte, lief ich immerhin nicht Gefahr, die vermeintliche Kontrolle zu verlieren. Was vermutlich passiert wäre, hätte ich bequem zu Zigaretten oder Tabak auf dem Tisch greifen können.

Ich war nun also selbst erklärte Gelegenheitsraucherin, die alles im Griff hatte und als Genuss hin und wieder mal dem alten Laster frönte. Es gab da nur ein Problem: Zu dieser Zeit war es noch das Selbstverständlichste auf der Welt, in Restaurants, Kneipen oder am Arbeitsplatz zu rauchen. Mit anderen Worten: Es gab viele Gelegenheiten und Alibis, um sich ausnahmsweise auch tagsüber mal eine Zigarette anzustecken. So setzte ich mir eine Obergrenze von vier pro Tag, was ich einige Zeit eisern durchhielt. Natürlich aber gestattete ich mir hin und wieder eine Ausnahme von dieser Regel. Was war schließlich ein Abend mit Kollegen oder Freunden wert, wenn zu Wein oder Bier die Zigarette fehlte? Zu solchen Anlässen erlaubte ich mir eine halbe Schachtel oder mehr und erklärte, dass ich jederzeit ganz aufhören könne, wenn ich nur wollte. Schließlich hatte ich es schon einmal geschafft. Und habe ich meinen eigenen Worten geglaubt? Ja, vermutlich tat ich das.

Wie immer, wenn ich es mit dem "Quarzen" übertrieben hatte, ging es mir am nächsten Morgen gar nicht gut. Meine Lungen protestierten und überhaupt fühlte ich mich schlapp und unwohl - von dem flauen Gefühl im Magen ganz zu schweigen. "Jetzt weiß ich auch wieder, warum ich nicht mehr rauche", so mein Standardtext. Wie sich der Mensch doch selbst belügen kann. Aber tatsächlich: Für die nächsten paar Tage war ich geheilt und auf null.

Die folgenden Jahre kann ich im Zeitraffer beschreiben. Die Phasen des mal mehr und mal weniger Rauchens wechselten sich ab und immer gab es die Tage danach, die mich daran erinnerten, wie schädlich, überflüssig und sinnlos diese "Angewohnheit" wirklich war.

Im Jahr 2007 wurde das Raucher-Leben auf den Kopf gestellt. Verbote und soziale Ausgrenzung mehrten sich. Vorbei die schöne Zeit der gemütlichen Kneipenabende - und die kurze Zigarettenpause wurde in den Raucherpilz verlegt. Na, danke. Aus der Belohnung wurde ein öffentliches Bekenntnis von Schwäche und Unvernunft. Nach einer Weile verspürte ich nicht mehr den Drang mitrauchen zu wollen. Und das hat für mich den Ausschlag gegeben. An die Letzte kann ich mich nicht einmal bewusst erinnern. Dass es definitiv die Letzte war, daran zweifele ich nicht. Denn heute belohne ich mich mit Tee und Keksen und ekel mich vor Zigaretten mehr als so manch ein Nichtraucher.

Abschließend ein Appell an alle Raucher: Aufhören ist schwierig, aber es lohnt sich - Du darfst auch bei Rückschlägen nicht aufgeben, dann dauert es auch keine 30 Jahre!


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