Der Tag auf der Brücke

14.07.2021

Der Tag auf der Brücke

Der Kern der Geschichte ist in meiner Umgebung schon lange kein Geheimnis mehr. Doch der Weg dorthin den kennen nur die wenigsten.

Es war der 7.06.2015 und mir ging es richtig scheiße. Nein. Ich war nicht krank. Zumindest nicht körperlich. Aber seelisch war ich eine einzige offene Wunde. Verschuldet durch einige unschöne Erlebnisse aus meiner doch sehr lebhaften Vergangenheit.

Ich setzte mich auf mein Sofa und weinte bittere Tränen. Eine Stunde ohne Unterbrechung. Ich weiß das deswegen so genau, weil ich auf eine Uhr schauen konnte. Und am Ende meiner Heulsession fasste ich den Entschluss, meinem für mich erbärmlichen und kaputten Leben ein Ende zu setzen.

Ich wollte es noch genau an demselben Tag tun und wusste auch sofort wie. Ich zog mich um und dachte noch einmal über alles nach, was dafür gesorgt hat, dass es soweit kam. Das Mobbing in der Schule von Mitschülern und Lehrern. Die Stalking-Attacken meines Ex-Freundes. Die Zwangspause der Freundschaft zwischen mir und meiner damals und jetzt wieder besten Freundin. Und last but not least die ungewollte, liebevolle Behandlung eines Stammkunden des Restaurants in dem ich zuletzt gearbeitet hatte.

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass da noch etwas in meiner Kindheit war, was alles ins Rollen gebracht hat, obwohl ich es seit Jahren verdrängt hatte. Doch in einer späteren Therapie fand ich es heraus.

Nun war es zwei Stunden später und ich stand mit Kopfhörern auf einer Brücke und wartete auf den unter der Brücke durchfahrenden Zug. Das mag einem komisch vorkommen, aber ich habe in meinem Leben immer Wins geliebt und das war nun mal Musik.

Der Zug hatte augenscheinlich Verspätung und so konnte ich noch in Ruhe das Lied hören, dass mich später davon überzeugt hat, dass ich mir doch nicht das Leben nehme.

Und das aus einem vielleicht noch komischeren Grund. Während des Liedes ereilte mich ein Tagtraum. In diesem formierten sich um mich herum Bandmitglieder der Band, dessen Lied ich gerade hörte und zerrten an mir und schrien und flehten mich an es soch bitte nicht zu tun.

Am Ende des Liedes war der drang mir das Leben zu nehmen nicht mehr so stark.


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