Vor ein paar Wochen habe ich jemanden kennengelernt. Er ist Flüchtling, Moslem, Vater. Er kam 2019 mit seiner kleinen Tochter nach Deutschland. Geflohen aus dem Irak. Seine Eltern ermordet, seine Frau vergewaltigt. Er allein mit seiner 5 jährigen Tochter.

Letztes schickte er mir ein Bild. Von seiner Tochter. Auf einem Schiff. Mit Rettungsweste. Sie guckte mich direkt durch fas Foto an. Diese Kinderaugen, die schon zu viel gesehen haben und doch noch nicht begreifen...

Steve McCurry hat in den 80er Jahren eine Fotografie von dem "afghanischen Mädchen" gemacht. Wunderschön und unglaublich niederschmetternd... Kennen Sie das?
Das kleine Mädchen vom Schiff hat genau diesen Ausdruck im Gesicht... Enttäuscht, traurig, verwundbar.

Bevor ich dieses Bild gesehen hatte, dachte ich, dass das alles weit, weit weg sei. Doch nachdem...es geht uns alle etwas an. Wir müssen aufhören wegzuschauen. Hinschauen, der Wahrheit ins Gesicht. Wir müssen endlich begreifen, dass wir nicht perfekt sind. Dass wir aber trotzdem was verändern können. Nein, müssen. Wir können so nicht weiter machen.

Hagen Rether hat mal gesagt: "Du kannst doch nicht dein eigenes Volk quälen. Die anderen, da musst du dich einmischen. Sonst merkt es ja keiner." Vorsicht Ironie.

Aber es stimmt: uns geht es hier so gut wie noch nie. Vielen anderen aber echt scheiße. Gewalt, Krieg und Unterdrückung sind nicht die Lösung. Diplomatie ist jetzt gefragt. Auch, wenn das bedeutet, ein eigenes größeres Opfer zu bringen.

Danke, dass ihr das gelesen habt.