Bitte lass mich das alles geträumt haben

14.10.2021

Bitte lass mich das alles geträumt haben

Bitte lass mich das alles geträumt haben, mit diesen Worten sank er wieder zurück in sein Kissen. Das kann nicht wahr sein, es darf einfach nicht wahr sein. Als er die Augen wieder öffnete blinzelte er kurz und musste überlegen wo er war. Ah was ist gestern denn alles passiert und diese verdammten Kopfschmerzen, wieso?

Er rappelte sich leicht auf und setzte sich mit leidender Miene an den Rand seines Bettes. So viel hab ich doch auch nicht getrunken dachte er für sich als eine neue Welle Kopfschmerzen über ihn herein brach. Was war gestern denn alles passiert? Oh man ich hab echt keine Ahnung...obwohl irgendwas war da doch mit ihr, was genau war das nochmal? Er versuchte sich angestrengt zu erinnern, gab aber nach ein paar Minuten erstmal auf, da die Kopfschmerzen ihn dazu zwangen.

Er nahm sein Handy und kuschelte sich wieder unter die Bettdecke. 11 neue Nachrichten, Gott verdammt was hab ich gestern nur gemacht, dachte er für sich während er die erste durchlas.

Von Mattheo: Hey Bro wie geht's dir? Du hast dir gestern echt die Kante gegeben nachdem du mit Katrin geredet hattest. Was is passiert Junge? Alles gut? Wenn was is sag's, ich komm vorbei, bring n Döner mit und wir können reden.

Um Himmels Willen, was hab ich denn alles angestellt wenn sogar sein bester Freund, der an sich ein sehr lockerer Typ ist, sich solche Sorgen um ihn macht. Aber die eigentliche Frage ist, was hat er mit Katrin geredet? Während er kurz über diese Frage nachdachte wurde ihm immer lauer im Magen.

Nach ein wenig hin und her überlegen las er die nächsten Nachricht, alle samt von Katrin: Hey, ich hoffe es geht dir gut, du warst gestern echt betrunken. Hmmm seinen Kopfschmerzen nach zu urteilen war er das auf alle Fälle gewesen.

Nächste Nachricht: Ich hoffe, dass es nicht an mir lag, dass du so viel getrunken hast.

Wieso sollte es an ihr liegen? Während er diesen Gedanken vor seinem Inneren Auge schweben ließ, dämmerte es ihm langsam. Oh nein bitte nicht.

Katrin war seit Jahren seine beste Freundin, aber vor ein paar Monaten hatte er angefangen Gefühle für sie zu entwickeln, die über diese freundschaftliche Ebene hinaus gingen. Allerdings war die Frau seiner Träume schon vergeben. Bis vor ein paar Monate war das kein Problem sondern machte die Situation viel entspannter, aber in letzter Zeit belastete ihn das sehr. Er wollte diese für ihn so essenzielle Freundschaft nicht an die Wand fahren mit so etwas Dummen. Er hatte es ihr nie gesagt sondern einfach jedes Treffen mit ihr genossen.

Aber was war gestern Abend dann passiert?

Als er ihre dritte Nachricht las fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Wir sind seit vielen Jahren befreundet und ich hab schon gemerkt dass sich was verändert hat in den letzten Monaten. Ich wollte es nur nicht wahr haben, dass du dich wirklich in mich verliebt hast. Ich will und werde dich nicht verlieren aber das würde alles so unglaublich viel komplizierter machen. Wir hätten das unter uns klären können, aber wieso musstest du es denn unbedingt gestern auf der Feier so laut gestehen dass es alle hören konnten?

Ihm viel sein Handy fast aus der Hand. WAS? Er hatte WAS getan? Er traute seinen Augen nicht. Eine einzelne Träne floss seine Wange hinunter. Nach und nach kamen wieder Bruchstücke des letzten Abends zurück. Ja, er wollte es ihr gestehen, aber ganz heimlich damit es keiner mitbekommt. Ihr von seiner unerfüllten Liebe zu ihr erzählen, die ihn so sehr quälte. Aber doch nicht vor allen Anwesenden. Er vergrub sein Gesicht jetzt tief im Kissen um seine Tränen in ihm zu verbergen.

Er konnte sie einfach nicht mehr zurück halten, erst diese langen Monate in denen er so unglücklich verliebt war und dann dass es jetzt ausnahmslos alle wissen. Das war einfach zu viel.

Wieso hatte er sich denn verlieben müssen? Es war so eine schöne und unkomplizierte Freundschaft. Ein gemeinsames Wochenende Zelten am See, einfach mal abends gemeinsam spazieren gehen oder zusammen auf Feiern gehen ohne dass irgendjemand sie schief angeschaut hat, es war so schön dass es fast schon zu perfekt war. Aber es war wohl zu perfekt. All diese schönen Erinnerungen zersplitterten wie ein Spiegel als ihm wieder bewusst wurde, was er gestern wirklich getan hatte.

Ihm wurde erst jetzt die Tragweite seines Geständnisses bewusst. Er konnte nicht mehr ihn ihre himmlisch strahlenden blauen Augen blicken während die rote Spätsommersonne langsam hinter den Bäumen und dem See verschwand, während sie sich umarmend auf einem kleinen Steg abseits der Menschenmassen saßen und Schmetterlinge um sie herum flogen. Diese einmalige und unbeschreibliche Erinnerung schwelgte kurz in seinem Kopf bevor auch sie, wie all die anderen, zersplitterte.

Vor ihm türmte sich ein Haufen aus Scherben auf. Alles Erinnerungen die seine Liebe wachsen und gedeihen ließen. In seinem Kopf herrschte einfach nur noch ein Durcheinander. Kein Gedanke blieb mehr auf dem anderen und alle restlichen Erinnerungen wurden mit einem weiteren Schwall an Tränen weggespült.

Er blickte wieder auf und einige Tränen tropften auf sein Handydisplay.

Nächste Nachricht von Katrin: Du weißt doch wie glücklich ich mit meinem Freund bin, ich mein du wusstest doch auch, dass ich deine Liebe nicht erwidern kann. Es tut mir wirklich Leid. Wenn du wieder bereit bist mir in die Augen zu sehen, können wir uns wieder treffen. Schreib mich dann einfach an, aber lass dir genug Zeit das erstmal zu verdauen. Ich hoffe du machst nicht noch mehr Dummheit als dich fast und Koma zu trinken wie gestern.

So eine Scheiße. Verflucht sei dieser dumme Alkohol, der ihm diese lose Zunge verliehen hat. Fassungslos von dieser letzten Nachricht fing er an unkontrolliert zu schluchtzen. Alles war in dieser letzten Nachricht zu Staub geworden. Katrin wollte Distanz und er würde seine Gefühle bestimmt nicht so schnell vergessen können. Die Folge sie so lange nicht sehen zu können ließ sein Herz zerbersten. Mit einem fast hörbaren Knall explodierte es in tausende Fetzen.

Er setzte an um ihr in all seiner Verzweiflung zurück zu schreiben aber alles was er tippen konnte war ein einfaches "Okay passt schon" bevor er wie in Trance sein Handy mit aller Kraft in die andere Ecke seines Zimmers schleuderte und in sein Bett zurück fiel. Ein unaufhaltbarer Fluss an Tränen brach jetzt hervor, aber das war ihm jetzt egal. Seine Nase triefte und besudelte das Kissen, aber das war ihm jetzt egal. Herzzerreißende Schluchtzer entrannen seiner Kehle, aber das war ihm jetzt egal. Alle hatten sein Geständnis auf der Feier mitbekommen, aber das war ihm jetzt egal.

Karin hatte ihn vor allen zurückgewiesen und er konnte sie so schnell nicht mehr sehen, das war ihm nicht egal.




𝗗𝗶𝗲𝘀 𝗶𝘀𝘁 𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗞𝗼𝗹𝗹𝗮𝗯𝗼𝗿𝗮𝘁𝗶𝗼𝗻 𝘃𝗼𝗻 𝗚𝗲𝗵𝗲𝗶𝗺𝗻𝗲𝘀𝘀.𝗱𝗲 𝘂𝗻𝗱 𝗦𝗰𝗵𝗿𝗲𝗶𝗯𝗲𝗻𝗮𝗺𝗹𝗶𝗺𝗶𝘁

𝗔𝘂𝗳 https://www.instagram.com/schreibenamlimit 𝗳𝗶𝗻𝗱𝗲𝘀𝘁 𝗗𝘂 𝘄𝗲𝗶𝘁𝗲𝗿𝗲 𝘀𝗽𝗮𝗻𝗻𝗲𝗻𝗱𝗲 𝗣𝗼𝘀𝘁𝘀!


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