Ich werde mich ändern!

27.04.2021

Ich werde mich ändern!

Nur mal vorneweg: Ich bin nicht depressiv, ich bin ein recht positiver Mensch und versuche gerade mein Leben grundlegend zu ändern, denn mein Leben ist zum Kotzen. Vor 8 Jahren, sah das anders aus. Ich war ein Wrack, und nur die Angst einen Suizidversuch zu überleben hat mich davon abgehalten.

Aufgewachsen bin ich ziemlich behütet und bevormundet. Meine Mutter hat gelinde gesagt einen Kontrollzwang, den sie bis vor zwei Jahren ohne Scham ausgelebt hat, da war ich 20. Das hat sich so ausgewirkt, dass ich bei Partys, bei Unternehmungen, selbst bei Einkäufen jede Stunde einen Anruf erhalten habe. Sie wollte immer wissen, wo ich war, mit wem und ob sie jemanden davon kannte.

Selbstständigkeit war ein Fremdwort für mich. Wie sollte ich das auch lernen? Ich war ja ständig "im Auftrag" oder unter Kontrolle.
Das Schlimme war aber nicht die Kontrolle, sondern es war die Tatsache, dass ich mich bei ihr immer wertlos gefühlt habe. Im Gegensatz zu den meisten anderen Familien waren wir viel mit dem Auto unterwegs und sind oft Campen gewesen. Wir haben auch sehr viel gemacht, und das war toll.

Aber es konnte nicht gut machen was zwischendurch alles passiert ist. Ich bin in dem Glauben aufgewachsen, dass es normal ist, wenn ich ignoriert werde. Ich dachte, es ist auch okay mich zu beleidigen. Ich dachte, ich hätte es verdient mental fertig und abhängig gemacht zu werden. Ich hatte mich damit abgefunden, dass eine Ohrfeige angedroht wurde. Ich hatte mich mit Drohungen und nun ja Liebesentzug abgefunden, weil ich es für normal hielt.

Und dann war ich depressiv. Meine Psyche war so kaputt, dass ich einfach nicht mehr konnte. Ich wollte das alles nicht mehr, die ständige Angst davor beleidigt, erniedrigt zu werden oder ein schlechtes Gewissen eingeredet zu bekommen für etwas was nichtmal meine Schuld war. Ich war vollkommen kaputt. Leider konnte ich zu niemanden gehen, weil ich niemanden außer meiner Mutter hatte. (Einen Vater habe ich auch, aber er war ehrlich gesagt nie eine große Hilfe, weil er ausgezogen war. Und mit ihm wollte ich meine Sorgen einfach mal vergessen und nicht drüber reden wie kacke gerade alles ist, er war meine einzige Ablenkung.). Und erst als ich am Fenster stand und drüber nachgedacht habe, ob ich mit einem Kopfsprung aus dem dritten Stock eine sichere Methode habe, wurde mir bewusst wie weit ich war.

Durch Zufall habe ich online eine Gruppe kennengelernt, die verstanden hat was mich bewegte, weil es ihnen ähnlich ging. Und das hat mich zurückgebracht. Sie haben mir etwas geschenkt was meine Mutter mir nie geben konnte: Sicherheit, Respekt, Akzeptanz und sie haben mir gezeigt was Kreativität alles erreichen kann. Ich begann zu schreiben und konnte in dem neuen Mut fassen, neue Lebensfreude.

Heute bin ich 22, bin dabei eine Ausbildung zum Erzieher zu machen und sehe was meine Kindheit angerichtet hat. Ich sehe mich in so vielen negativen Beispielen, dass es nicht mehr lustig ist.

Das sind meine momentanen Probleme: Ich habe Probleme selbstständig große Entscheidungen zu treffen, ich habe absolut kein Selbstwertgefühl, und bin unfähig emotionale Bindungen aufzubauen, ich vertraue den Menschen nicht.

Das Einzige, in dem ich gut bin, ist meine Anpassungsfähigkeit (Anpassung an Stimmungen der Menschen und an Situationen) und mein Einfühlungsvermögen. Ich verstehe die Menschen, deshalb will ich als Erzieher den Menschen helfen, die so wie ich sonst keine Hilfe bekommen würden.

Und es ist gut, dass ich weiß was alles "kaputt" ist, weil ich mein Leben jetzt ändern kann. Und das werde ich. Ich will mich ändern. Mehr Selbstbewusstsein werde ich mir erarbeiten können. Und das ist momentan mein größtes Ziel. Mein letztes Ziel: Optimismus habe ich erreicht.

Auch wenn es mich unglaublich nervt, wütend und traurig macht, dass ich keine richtigen Bindungen aufbauen kann, kann ich damit erstmal leben. Das schaffe ich auch noch, irgendwann. :)

Danke fürs Lesen. Ich musste das einfach mal alles loswerden und aufschreiben, wobei ich noch hunderte Beispiele bringen könnte. Aber ich will, dass es positiv endet, weil ich nicht vorhabe mich von Erinnerungen runterziehen zu lassen, so viel Macht werde ich nie wieder jemandem über mich geben :)


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