Vier Jahreszeiten

(Es ist leider noch nicht ganz fertig.. wollte fragen was ihr darüber denkt?)


Herbst

Die Tage sind noch relativ unbeschwert. Immer häufiger legt sich ein grauer Schleier über die Welt, aber es fühlt sich so an als würde zwischen den dunklen blassen Stellen immer wieder Hoffnung keimen.
Hätte ich gewusst was mich erwartet...
Ich hätte jeden Moment mehr genossen und die Energie sinnvoller genutzt.
..........


Winter

Kälte durchflutet meinen Körper nun schon seit Monaten.
Alles ist taub, unbeweglich und kraftlos.
Es gibt Tage an denen die Sonne genug Kraft hat mich kurzzeitig zu wärmen.
Aber diese Tage sind selten, dass gefühlt dennoch meine Temperatur jeden Tag stetig weiter in Richtung Nullpunkt schreitet.
Wie soll ich den Winter überleben?
Die Holzvorräte schwinden. Ich habe die Wände der alten Hütte, die anscheinend von Trappern schon vor Dekaden aufgegeben wurde soweit es ging wieder abgedichtet. Aber diese verfluchte Kälte..
Das Feuer verschlingt das Holz nur so, als müsste es selbst gegen die Kälte ankämpfen. Und sobald die Flammen erlischen gefriert der Atmen in der Hütte.
Die kleinen Eiskristalle hätten eigentlich ihre ganz eigene Faszination, wenn sich das Licht in ihnen gegenseitig bricht. Doch dieser Eleganz kann ich schon lange nichts abgewinnen. Ich sehe sie jeden Tag. Ich sehen in den kleinen Kristallen nur Kälte, Vergänglichkeit und Tod.
Eigentlich müsste ich jeden Tag Holz aus dem Wald schlagen. Doch die Axt ist am Auge gebrochen. Nach jedem Schlag muss ich den Stiel wieder einfädeln und eine Reperatur ist erst im Sommer möglich, wenn der Pass schneefrei ist. Alles kostet hier so viel Zeit und Energie. Eigentlich muss ich die Zeit nutzen um die Fallen aufzustellen und zu kontrollieren, welche die Trapper hinterlassen haben. Warum habe ich mich darauf eingelassen? Was wollte ich mir beweisen?
Ich bin einfach unvorbereitet. Ich gehöre hier nicht her.
Dieser Zustand! Ich halluziniere.
Vielleicht liegt es daran dass ich ausgezehrt bin. Seit Tagen esse ich zu wenig. Manchmal denke ich, ich verzehre einfach alle Vorräte an einem Tag. Das wäre mein Ende, aber ich müsste mir zumindest keine Mühe mehr machen und hätte seit Monaten wieder vernünftig gegessen.
Und dann schüttelt es mich. Wenn ich jetzt aufgebe wird alles nur noch schlimmer. Und es ist schon jetzt unerträglich.
Hätte ich mich doch früher zusammen gerissen, wäre ich nie in dieser Situation.

——

Die Tage vergehen weiterhin sehr langsam. Eine Minute kann sich in manchen Momenten anfühlen wie mehrere Stunden. Die Stunden in der gewärmten Hütte vergehen hingegen wie Sekunden. Oft weiß ich gar nicht mehr was an den Tagen zuvor geschah. Und an manchen Tagen möchte ich gar nicht einschlafen. Man weiß wenn man jetzt die Augen schließt, wird man wieder in der Kälte aufwachen und alles geht von vorn los.

——

Ab und zu sah ich diese Frau im Wald. Ihre Haut strahlt als würde die Sonne ihr gesamtes Licht auf sie bündeln. Am Anfang habe ich es ignoriert... ich bin mitten im Wald! Hier ist niemand!
Eines Tages bin ihr hinterher gelaufen.
Ich musste einfach schauen was das ist.
Zwischen den Bäumen sah ich das Licht. Aber egal wie sehr ich es versuchte, ich kam ihr nicht näher. Mir wurde schwarz vor Augen.

Diese Kälte!
Ich erwache.

Überall Nebel!
Wo bin ich?
Die Sicht ist so gering, ich kann keine zehn Meter weit sehen. Alles ist grau und nass. Aber hier liegt kein Schnee! Was hat das zu bedeuten? Ich sehe keine Tiere. Nur eine Menge Moos, Gräser und Bäume. Ich laufe ziellos in eine Richtung. Nach wenigen Schritten sehe ich eine Felskante vor mir. Ich kann nicht erkennen wie weit es hinab geht. Aber ....

Ich gehe die Bergkette weiter nach oben um mir einen Überblick zu verschaffen, wo ich mich befinde. Der Nebel ist immer noch sehr dicht.
Aber mit jeden Meter an Höhe lichtet es sich ein wenig. Ich weiß immer noch nicht wo ich mich befinde.
Nach wenigen Minuten erreiche ich die höchste Stelle. Es geht nicht mehr weiter. Ich wollte schon fast wieder umdrehen.
Auf einmal verschwindet der Nebel vor mir als Wolke ziemlich schnell den Felsen hinunter. Mit jeder Sekunde steigt die Sichtweite um mehrere Meter.
Vor mir präsentiert sich plötzlich ein riesiges Wolkenmeer.
An einigen Stellen scheint sogar die Sonne hindurch.
Ich sehe weite Flächen bei denen der ganze Schnee getaut ist.
Ist das das Ende? Halluziniere ich? Oder ist der Winter wirklich vorbei? Ich kann es immer noch nicht fassen. Es ist zwar immer noch sehr kühl. Aber dieser Anblick ließ fast sämtliches Gefühl von Kälte weichen. Alles fühlt sich auf einmal so viel leichter an. All die Entbehrungen scheinen vergessen.

Frühling

Mittlerweile kann ich mich wieder orientieren. Viele Bergspitzen sind zu erkennen. Auch wenn ich diese Orte nie ohne Schnee gesehen habe, weiß ich doch wo ich bin.
Ich sitze noch ein wenig auf dem Felsen und genieße den Anblick.
An vielen Stellen sieht man noch den Schnee. Aber an mindestens genauso vielen Stellen sind weite Flächen schnee- und eisfrei. Überladene Bäche schieben Sedimente und kleines Geröll herunter.
So langsam nähert sich die Dämmerung.
Ich beschließe aufzubrechen und den Weg nach unten zu suchen.
Immer noch scheint mir alles so surreal.
Im Gedanken frage ich mich die ganze Zeit wie das sein kann. Was ist passiert? Wie lange war ich weg?
Und genau in diesem Moment verliere ich das Gleichgewicht. Mein Fuß verlor die Haftung auf dem von Tauwasser aufgewichenem Boden. Im Flug realisierte ich, dass ich mit dem Oberkörper voran einen Felsvorsprung nach unten fiel.
Bamm! Der Aufprall fühlte sich so merkwürdig an. Kein Schmerz.. einfach nur eine dumpfe Vibration, die kurz das Bewusstsein neu startete. Ich merkte einen metallischen Geschmack im Mund und im selben Moment stieg in mir ein überwältigendes Gefühl der Übelkeit auf.
Mein Gesicht steckt zur Hälfte im Matsch. Im Nacken fühle ich etwas hartes.
Ich bekomme fast keine Luft mehr.
Mit der Zunge spüre ich, dass etwas nicht stimmt. Ich bemerke grobe Splitter im Mund.
Verdammt!
Ich bin immer noch benommen, liege am Boden und frage mich ob das gerade wirklich passiert ist?
Warum gerade jetzt?
Langsam setzt der Schmerz ein, der zuvor vom Adrenalin betäubt wurde.


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