In letzter Zeit muss ich immer vermehrt an meinen damalig besten Freund denken. Wir haben uns damals in der Schule kennengelernt, er war ein Jahrgang über mir und naja... anfangs hatte ich Angst vor ihm. Er hatte eine seltsame, fast schon psychopatische Ausstrahlung, die aber anscheinend nur ich wahrgenommen habe. Irgendwann wurde mir klar warum, weil wir auf einer Wellenlänge waren xD

Es war so so interessant. Ich war immer sehr aufbrausend und agressiv, mit mir selbst nie im Reinen und durch ihn wurde alles anders, er hat mich quasi geformt. Ich nahm viel ab, hatte einen neuen Style, neue Musik und war das erste mal seit ca. 5 jahren wieder richtig zufrieden mit mir selbst. Aber wie es so ist, gibt es nur eine Sache die zwei Freunde, die eher wie Brüder sind auseinander bringen kann... ein Mädchen... und nicht irgendwen... ausgerechnet das Mädchen, was ich seit meinem ersten Schultag auf der Realschule dort anhimmelte, eine hübsche zarte Blume, die mich quasi immer nur als Idioten wahrgenommen hatte...

Ausgerechnet sie verliebte sich in meinen besten Freund. Er wusste nichts von meinen Gefühlen, sie hätte es eigentlich ahnen können. Wie es so musste wurden die beiden ein Paar und naja... ich gönnte beiden von ganzen Herzen ihr Glück, sie waren für mich die wertvollsten Menschen in meinem Leben, doch hatte ich seitdem nichts mehr von ihm. Wenn, dann hingen wir nur zu dritt ab, was mir unglücklich weh tat oder er hatte schlichtweg keine Zeit für mich. Heute wo ich selbst verheiratet bin verstehe ich natürlich den Wunsch, Zeit mit seiner Freundin zu verbringen, aber als Jugendlicher war es schwer.

Jahre vergingen, mal auf und mal ab mit unserer Freundschaft. Eines Tages dann plötzlich die Nachricht, die beiden hatten sich getrennt. Er hatte sie mehrfach betrogen. Wie konnte er es wagen, eine so tolle Frau zu betrügen? Ich war außer mir vor Wut und brach die Freundschaft ab. Zu ihr versuchte ich noch Kontakt zu halten, doch auch das verlor sich...

Nach ein paar Monaten ohne Kontakt, bekam ich plötzlich einen Anruf von ihm. Seine neue Freundin und er hatten sich getrennt und er musste ausziehen. Meine Freundin und ich versch verschwendeten keine weiteren Gedanken, holten ihn ab und er zog bei uns ein. Ein paar Monate hatten wir eine unglaubliche WG, bis er es sich auf unsere Kosten etwas zu gemütlich machte, nicht wirklich nach einer Wohnung suchte und es unsere Nerven sehr strapazierte. Doch ein Gutes hatte diese Zeit, denn meine Freundin und ich hatten uns in all dem Chaos verlobt. Seine Tränen strömten nur so unter seiner Brille her, als er davon erfuhr. Und noch heftiger wurde es, als er meine Bitte annahm mein Trauzeuge zu sein. Wir waren alle drei so glücklich an diesem Tag und er und ich hinterher so unglaublich betrunken 😅

Von da an war es noch ein Jahr bis zu unserem Hochzeitstermin und Silvester stand vor der Tür. Er war allmählich ausgezogen und wollte mit uns und seiner neuen Freundin zusammen ins neue Jahr feiern... bis auf einen brennenden Cntainer war es ein schöner Abend. Doch leider auch das letzte mal, dass ich ihn sah. Das darauffolgende Jahr war voller Stress und Kummer bezüglich unserer Hochzeit und der Familie meiner Frau. Alles was ich mir wünschte, war ein Freund zum reden. Doch leider wandte er sich abermals von mir ab und ließ mich mit allem allein.

Als ich ihm einen Monat vor der Hochzeit erklärte, dass er nicht mehr mein Tauzeuge sei, brach er den Kontakt gänzlich zu mir ab... das ist nun schon drei Jahre her und der Schmerz sitzt tief. Nicht der Schmerz wie er mich behandelt hat, sondern der Schmerz ihn verloren zu haben. Vor einem halben Jahr ungefähr nahm ich all meinen Mut zusammen und schrieb ihn an und er war fassungslos. Das ich bereit bin über all das hinweg zu sehen, nur um meinen Bruder wieder im Leben zu haben, rührte ihn sehr, doch leider waren seine Narben noch zu tief als dass er sich darauf einlassen konnte...

Ich vermisse Daniel sehr, nie hatte ich einen solchen Freund wie ihn, doch manchmal verliert man sich und das Leben muss trotz einem fehlenden Teil weitergehen...